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ADSL Feldversuch

Tante T gibt sich zukunftsträchtig. Ein Feldversuch der Telekom in Nordhein-Westfalen erprobt das erste Mal in Deutschland die neue ADSL-Technologie.

Daß die Telekom immer schon eigene Vorstellungen von Begriffen wie "günstig" oder "schnell" hat, sollte allgemein bekannt sein. Deshalb versucht sie auch immer noch, uns einen "superschnellen Internetzugang mit T-Online und ISDN" aufzuschwatzen. Feste Internetanbindung gibt es hingegen nur widerwillig und zu Kosten, die einfach indiskutabel sind - klar, dañ der magenta Riese lieber versucht, seine Standleitungen unters Volk zu bringen, als in alternative Wege für den Internetzugang zu investieren.

So wird die Entwicklung von Kabel-Internet, in den USA das normalste der Welt, von der T behindert, wo es auch immer möglich ist. Damit man aber nicht ganz so unangenehm als Zukunftsbremser auffällt, gibt es den ADSL-Pilotversuch, auf den Kritiker bei Bedarf hingewiesen werden.

ADSL steht für Asymetric Digital Subscriber Line und wurde im Frühjahr als die Technik der Zukunft gehyped. ADSL kann 8 Mbit in die Richtung zum Kunden und 768 kBit in die zum Internet übertragen. Auch wenn das Mißverhältnis nicht ganz so kraß ist, erinnert das ganze sehr an BTX-Zeiten, wo man mit 1200/74 Bit zwar recht schnell empfangen konnten, senden aber nur mit Tippgeschwindigkeit mÜglich war. Was soll der dumme Kunde auch senden wollen? Er soll gefälligst die ganzen bunten Bilder anschauen und froh sein, was er geboten bekommt. Neben dem Nachteil der ungleich verteilten Bandbreite ist ADSL aber ganz nett: es funktioniert über die vorhandenen Kupferleitungen, die weiterhin paralell zum Telefonieren genutzt werden können. Man hat dann also Telefon und Standleitung auf einem einzigen Aderpaar. Allerdings kann ADSL nur einige tausend Meter überbrücken, so daß spätestens in der nächsten Vermittlungsstelle die Gegenstelle sitzen muß. Die Vermittlungsstelle gehört der Telekom, die Gegenstelle gehört der Telekom, was ist da anderes zu erwarten, als daß man das ganze auch an das Internet der Telekom, schlimmer noch T-Online angeklemmt hat. Wer im Frühjahr auf einer reißerischen Page der Telekom zum Thema ADSL Informationen bestellt hatte, bekam mit etwas Glück Anfang August einen Anruf, wann man denn kommen sollte, das ADSL-Modem installieren. Ja, da hätten sich einige gewundert, die nur Infomaterial angefordert hätten; es läge jedenfalls ein Auftrag vor.

Im Feldversuch kostet die Teilnahme monatlich 48 DM Grundgebühr und da es bei der Telekom Leute gibt, die so geistesgestört sind, paketorientierten Datenverkehr auf einer Standleitung nach /Nutzungszeit/ abzurechnen, 5 Pfennig die Minute. Das macht 72 Mark für einen Tag Internet, was immer noch unverschämt teuer ist. Immerhin gibt es keine Installationsgebühr.

Was bekommt man für sein Geld? Allerlei Gekabelse und Gedönse, wobei das sicherlich interessanteste der Metallklotz ist, der das ADSL-Modem darstellt. "ORCKIT FastInternet ADSL" steht drauf und auf der Vorderseite gibts einen seriellen Konfigurationsport. Auf der Rückseite gibt es den Power-Anschluß samt Schalter, einen Line-Ausgang, sowie 10BaseT- und ATM-25-Anschlüsse samt TX- und RX-LEDs. Man kann also das Teil mittels Xover-Kabel an eine Ethernetkarte anschließen (beides mitgeliefert).

Dazu gibt es einen Bogen mit allerlei Konfigurationsinformationen. Der eigene PC/Router und das ADSL-Modem liegen gemeinsam in einem 255.255.255.252er Subnetz, das nicht-routingfähige IP-Adressen hat. NAT gibt es nicht, man muß also über Proxys raus. Also ist das gar kein Internet, was man da bekommt. Immerhin gibt es einen Socks-Proxy. Die Proxys liegen interessanterweise auf echten Internet-Adressen (193.158.123.162).

Als Homepage soll man www.mmdp.de oder jupiter.mmdp.de, wählen, wo man dann mit bandbreitenhungrigem Unsinn versorgt wird.

Auf den läuft die ominöse FW-1 Software und dahinter ein Apache 1.2.5 als Webcache. Das mag ja alles noch Sinn machen. Der Hammer kommt allerdings, wenn man auf die Firewall zugreifen will: Man muß sich mit Passwort und Usernamen anmelden und dann soll darüber zeitabhängig (!) abgerechnet werden. Wie die Telekom das machen will, ist allerdings schleierhaft.

Mehr gibt es kaum zu berichten: Das ganze ist flott, erreicht zum Teil sogar die theoretisch maximal mögliche Bandbreite, allerdings ist im Versuchsbetrieb die Bandbreite auf 2 MBit begrenzt.

Doobee R. Tzeck

 

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